Neo-Ökologie x Gastronomie - Teil 3

Alexandra Zajonz • 7. Dezember 2020

Von grünen Sternen, digitaler Warenwirtschaft und doch handverlesener Ernte wie zu Großmutters Zeiten

Neo-Ökologie welche Gastronomen betrifft das überhaupt? Unumstritten kann man sagen: jeden. So haben die Leistungsträger des Tourismus nicht nur die Pflicht zur Erhaltung und Schutz Ihrer Region, sondern haben über die konsequent nachhaltige Ausrichtung Ihres Betriebes auch die Möglichkeit, viel Geld zu sparen. Ein Aspekt, den viele Gastronomen übrigens gar nicht auf dem Schirm haben, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht, denn gerade für die Alteingesessenen sind Investitionen oftmals ausschließlich mit dem Ausgeben von Geld verbunden. Wir möchten mit diesem Beitrag auf den kontinuierlichen Wandel aufmerksam machen und anreißen, dass Ökologie und Ökonomie sehr eng miteinander verwoben sind. 

Bei der Recherche zu diesem Artikel wurde schnell klar, dass die Branche bereits zunehmend auf den Ruf der Kunden zu mehr ökologischem Bewusstsein und sozialverträglichem Handeln reagiert. BIO-Restaurants, vegetarische bzw. vegane Alternativen auf den Speisekarten und Kennzeichnungen zu Produkten aus der Region sind längst nicht mehr die Ausnahmen in der europäischen Gastronomie. Dem zollt seit diesem Jahr auch der Michelin Guide seinen Tribut und vergibt einen “grünen Stern” für besonders nachhaltige Betriebe. Welche das bisher sind, findet sich beim Michelin Guide hier: 
https://guide.michelin.com/de/de/article/sustainable-gastronomy/nachhaltigkeit-im-guide-michelin-grosses-thema . 
Auch die METRO zeichnet ihrerseits besonders grüne Gastrokonzepte aus: https://www.metro.de/aktionen/nachhaltige-gastronomie 
Reinschauen lohnt sich, denn die Konkurrenz beweist hier bereits eindrucksvoll das “grüne Gastronomie” auch wirtschaftlich funktioniert. Durchdachte Konzepte halten hier nicht nur Einzug in der Welt von Haute Cuisine und Michelin, sondern sind genauso beim Burgerladen von nebenan zu finden. Unsere aktuellen Top 5 best Practice Beispiele (Querbeet), auf deren Websites sich das stöbern lohnt:
Aber was kann Nachhaltigkeit für jeden einzelnen bedeuten? Die Themenfelder sind vielfältig und haben in vielen Fällen gar nicht direkt etwas mit dem Zubereiten von Speisen und Getränken zu tun. Hier haben wir den Einsatz von Ressourcen; das sind Energie, Wasser, Verpackungsmaterialien und damit auch Abfälle sowie der eigene Personaleinsatz. Jeder einzelne Baustein zum Thema Ressourcen kann für sich auseinanderdividiert werden. Man vergisst oft, welchen Anteil diese Kosten bedeuten. Eine gute Übersicht wurde hier vor einigen Jahren von der DEHOGA zusammengestellt, man findet Sie im in einer PDF mit Tips & Handlungsempfehlungen, hier verlinkt. 

Neben der DEHOGA haben sich in den vergangenen Jahren eigenständige Initiativen gegründet, um das Ziel nachhaltigerer Konzepte im Gastgewerbe zu unterstützen. Einer der Pioniere ist die Plattform Greentable. 
Greentable.org ist die erste deutsche Plattform für nachhaltige Gastronomieangebote und stellt auf ihrer Seite Gastronomen und Lieferanten vor, deren Handeln Kriterien von bewusster Ernährung, nachhaltigem Einkauf, Umweltschutz und sozialem Engagement entsprechen. Bereits vor einigen Jahren haben Sie 12 Kriterien für die Klassifizierung einer nachhaltigen Gastronomie erarbeitet. Neben der detaillierten Übersicht auf der Website gibt die unten dargstellte Visualisierung einen guten Überblick. 

Wir empfehlen, sich hier einmal die Zeit zu nehmen und aufzuschreiben. wieviel verbraucht wird, z.B. Strom in unserem Betrieb und wo wir den Verbrauch reduzieren können. Eine Denkrunde gemeinsam mit den Mitarbeitern wird hier auch in Punkto Sensibilisierung für das Thema große Dienste leisten. Nehmt Prozess für Prozess auseinander und schaut euch euer gemeinsames Handeln an. Dies ist wichtig; von den Papier-Fluten im Bankettbüro, Lagerung von Materialien, über Speiseabfällen in der Küche und Einsatz von Reinigern und Wasser in der Spülküche oder bei der täglichen Gebäudereinigung.

Wer interaktiv schauen möchte, wo man im eigenen Betrieb ressourcensparender arbeiten kann, kann einen Blick auf das virtuelle Hotel der DEHOGA werfen. hier erhält man viele wertvolle Tipps, auch in Bereichen, die man nicht direkt auf der Uhr hat: 

https://www.virtuelles-hotel-und-restaurant.de


Ressourcen sparen heißt jedoch auch und vor allem regional einzukaufen. Restaurants, welche die konsequent nachhaltige Ausrichtung heute betreiben, erklären sich z.B. bereit, Produkte nur aus direkter Umgebung zu beziehen. Das stärkt nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern spart Transportwege und schont Umwelt und Tiere. Weiter hat diese enge Zusammenarbeit mit lokalen Erzeugern auch den Vorteil, direkt in die Prozesse des Anbaus und der Verarbeitung Einblick zu erhalten. So sehe ich als Gastronom, wie Obst und Gemüse angebaut und Tiere gehalten und geschlachtet werden. Ein Weg, auch künftig Lebensmittelskandale zu verhindern, indem man die Nachfrage nach billigem Fleisch und ganzjährlicher Verfügbarkeit von Südfrüchten minimiert. Mit letzterem zeigt sich natürlich auch eine gewisse Einschränkung, regional kaufen heißt auch saisonal kochen. Ich bezweifle, dass der Gast im Dezember Erdbeeren vermissen wird, wenn er doch Bratäpfel haben kann, aber natürlich erfordert dieses Prozess ein Umdenken vom Küchenchef bis zum Servicepersonal. 


Eines der größten “Umweltschweine” in der Gastronomie ist unbestritten der Verpackungsmüll. Vor allem der ToGo-Markt und die Verfügbarkeit von billigen Einwegartikeln machen einen Großteil des Mülls aus, welcher hier entsteht. Ca. 35 Kilogramm Plastik verbraucht ein Einwohner im Schnitt in Deutschland. Ein pragmatischer Weg aus dem Plastik-Dilemma ist hier der Einsatz von biologisch abbaubaren Materialien. Mit Blick auf die EU-Plastikverordnung und den voranschreitenden Entwicklungen kann ich nur empfehlen, hier lieber früher als später tätig zu werden. Denn wer bereits vor drohenden Verboten auf ein für sich funktionierendes System umgestellt hat, wird unbestritten besser mit den Entwicklungen zurecht kommen, als der Betrieb, welcher unter Zugzwang nach Plastik-Alternativen suchen muss. 

Aber auch wer nachhaltig einkauft und bewusst versucht Plastikverpackungen zu vermeiden, und den ressourcenschonend zu agieren, wird bald feststellen, dass die sonst übervolle gelbe Tonne plötzlich nur noch halb so voll ist. 

Wenn man beginnt, einmal aufzuschreiben, was der ressourcenschonende Umgang mit Energie, Wasser, Personal, Waren, Müll etc. spart, wird einem schnell klar, dass Investitionen in diesem Bereich keineswegs finanziell unattraktiv sind. Zumal der Bund zahlreiche Vorhaben zur nachhaltigen Ausrichtung des Betriebes fördert und unterstützt. Wer Support bei der Auswahl möglicher Förderungen benötigt, dem stehen wir oder auch die DEHOGA als Verband gern als Ansprechpartner zur Verfügung. 


Zuletzt bleibt dem Leser die Frage, warum ist uns als Kommunikationsagentur dieses Thema so außerordentlich wichtig? Dass NEO-ÖKOLOGIE einer der großen Megatrends unserer Zeit ist, kommt nicht von ungefähr, denn es bildet die maßgebliche Entscheidungsgrundlage der Generation Y und Z. Sprich, die jungen Menschen, welche in den künftigen Jahren prozentual mehr und mehr Gewicht bekommen in Ihren Ausgaben für Reisen, Übernachtungen und Restaurantbesuche. Y & Z, das sind längst nicht mehr nur “die Kunden von Morgen”, sondern Gäste zwischen 18 und 40, welche in Ihre Entscheidung alle oder viele der oben genannten Aspekte einfließen lassen. Hierbei ist es nicht erforderlich, dass jeder sein Restaurant zum BIO-Vegan-Stromfrei-Restaurant umbaut. Es ist vielmehr essentiell seinen eigenen Markenkern zu identifizieren und die verschiedenen Teilaspekte der Neo-Ökologie auf sein Konzept zu adaptieren. Mit unserem Beitrag zur Neo-Ökologie wollen wir hier nicht bekehren, sondern bei der Suche nach der richtigen Markenstrategie darauf aufmerksam machen, dass ein Unternehmen in seiner Ausrichtung und Aufstellung für die Zukunft an diesem großen Thema schlichtweg nicht vorbeikommt. 


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